Alexander Königs

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Songwriter and Composer

Music is magic...

Der Camper

 

14 Tage Urlaub und die Nordsee im Gepäck,

Mein Gott, was hab’ ich mich auf diese Tour gefreut.

Hab’ mich an langen dunklen Tagen hinterm Alltagsgrau versteckt

Und jeden Tag ohne mein Campingzelt bereut.

 

Der alte bunte Fiat vollgepackt bis unters Dach,

Noch die Hängematte und ein Fläschchen Wein,

‚Ne Stange Luckys, ein paar Kerzen und das Brennholz für die Nacht,

Für das rauhe Leben draußen muss das sein.

 

Noch 100 Meilen Asphalt, ich lehne mich entspannt zurück,

Cat Stevens klampft und ich dreh’ mir einen Joint.

Für Naturburschen wie mich liegt alles wahre Glück

in der Natur, denn die Wildnis ist mein Freund

 

Ref.: Und die Taube auf der Haube, und den Schlafsack unterm Arm

kann ich mich in der Einsamkeit erfahrn

Auf der Such nach der Weite, und ohne Alltagsnorm,

Wurde ich dereinst als Camper schon gebor’n.

 

Ich blicke in den Spiegel, doch da ist er schon heran

Ich hör’ sein Schiffshorn dröhnen, denn er hat

ein 4-Achs- 16-Meter langes Wohnmobilgespann

Und eine Lichthupe von ca. 1000 Watt.

 

Er zieht vorbei und zeigt ‚nen Finger, welchen weiß ich nicht.

Sehe im Staub nur noch sein Nummernschild: „HB“

„Du neureicher Kapitalist, Du altes Arschgesicht -

Ich hoffe nur, dass ich Dich nicht wieder seh’!“

 

Die Kraft liegt in der Ruhe - das weiß ich Gott sei Dank

Den Joint im Sitzpolster bemerke ich zu spät,

Doch da bin ich endlich schon am Ziel der Reis angelangt,

Bin mal gespannt, wie das hier heut’ so weitergeht!

 

Ref.: Und die Taube auf der Haube...

 

Und da prangt es mir entgegen, dieses Wahnsinns-Neonschild:

„Camping Wild Nature“ 8 Meter hoch und 15 weit.

Meine Erwartung schrumpft auf: “wohl etwas weniger wild“,

Doch die Dame an der Rezeption lächelt schon breit.

 

„14 Tage mit viel Grün - Da hab’ ich was für Sie,

sehr individuell und wunderbar

Das ist in Sektor 28 Schrägstrich 5, Platz „i“

Neben einem super-netten Bremer Ehepaar...

 

`Ne halbe Stunde später, finde ich den Platz,

Er ist ein bisschen eng, doch ich park’ ein,

steig’ aus und frage mich, wo noch mein Zelt hinpasst,

Da tönt vom Nachbarplatz: „Mutt dat denn sein!?“

 

Ich stell’ mich vor, er tut’s dann auch : ein Herr Dr. Klein,

Nebst Gattin von den Campingfreunden Brehm’

„Und eines noch, mein Freund, denn büschn Ordnung muss schon sein,

Beim nächsten Einbiegen möchte’ ich Deinen Blinker sehn!“

 

Ich ziehe mich dezent zurück und bau’ mein Zeltchen auf

In Nachbars Fahrspur, wenn auch etwas ungewillt,

 

Denn die ist, wenn es feucht wird, der perfekte Regenlauf,

Da fällt mein Blick auf dessen Nummernschild...!

 

Da prangt es an dem 16 Meter langen „Rentnerfurz“

Mir steigt die Galle und mir schwillt der Kamm,

Doch ich fahre langsam runter, - 14 Tage sind zu kurz:

 

Ref.: Denn ich hab die Taube auf der Haube...

 

Es ist so gegen 2 Uhr morgens, ich werde plötzlich wach,

Denk’ im Halbschlaf Partisanen fallen ein,

Scheppert es und trampelt es mit einem Riesenkrach

Aber direkt an meinem Schlafgemach vorbei

 

Ich stürme aus dem Zelt hinaus und will um Hilfe schrei’n

Und bringe zeitgleich 6 beim Sturm zu Fall,

Ein Skistock bohrt sich dabei tief von hinten in mein Bein

Und mich umringt sogleich ein ganzer Hühnerstall.

 

Es waren keine Partisanen, zeigte dann der spät’re Lauf.

Ein Haufen Damen stöckelt weiter ohne Wort

Nur die Frauen-Nightwalkgruppe mit den Grubenlampen auf

Von den Campingfreunden Brem’ - Splittergruppe Nord.

 

Um 8 Uhr morgens wach’ ich auf, der Schlaf der Nacht war knapp

Ich stehe senkrecht, denn Herr Dr. Klein

kärchert eben mal mit 100 bar sein Vorzelt ab:

„Moin Sportsfreund - büsch’n Ordnung muss schon sein!“

 

Ref.: Ich hab die Taube auf der Haube...

 

Ich ergreife so zunächst die Flucht, Richtung morgendliches Bad,

Greife die Zahnbürste und den Bio-Badeschaum.

Doch der Fortgang wird verhindert, weil der Weg ein Ende hat

Vor `nem etwa brusthohen Lattenzaun.

 

Von wegen große Weite - damit hat sich’s wohl getan

Ich lauf ´nen Riesenumweg, bin total verschwitzt,

Weil die Bremer Campinggruppe, die hier Stammgast ist seit Jahrn,

Sich mittels Jägerzaun vor Eindringlingen schützt.

 

Doch endlich finde ich den Pool, von einer Größe - unerhört!

Ne riesen Poollandschaft in der man sich verläuft,

-Hat den Vorteil, dass man erst am Ende der Saison erfährt,

Wenn der nette Zeltnachbar ersäuft.

 

Das Wasser stinkt nach einer Mischung von Pisse, Schweiß und Chlor,

Oh nein ! Hier rein kriegt ihr mich nie!

Da ziehe ich den weißen Strand und offnes Wasser vor

Außerdem hab ich ne Chlorallergie!

 

Den Strand find’ ich kurz drauf von Tausend Badenden gespickt,

Der unter Dosen, Scherben Kippen schier erstickt,

Wo man beim Umdreh’n in des Liegenachbarn Achselhöhle blickt.

Ich zögere nur kurz und geh’ zurück.

 

Ich finde meinen Platz auch wieder, die Hängematte hängt im Nu,

Die Sonne knallt, ein Wetter, wie bestellt.

Möchte gern’ ein wenig dösen, doch ich finde keine Ruh-

Irgendwie hab’ ich mir das alles anders vorgestellt!

 

Ref.: Ich hab die Taube auf der Haube…

 

Ich bin dann doch wohl eingedöst und träum’ von weißem Sand,

Doch um Schlag 3 Uhr - Ende der Mittagszeit,

Schmeißt Dr. Klein sein 2-Takt-Motorrasenmäher an:

Ich versteinere, bin zu ALLEM jetzt bereit.

 

„Herr Dr. Arschloch, sag mal, wie bescheuert muss man sein,

Um mit Rasenmäher auf ne Campingtour...“

Doch Herr Klein trägt Ohrenstöpsel und freudig lächelnd winkt er zu:

„Hallo, Nachbar, büschn Ordnung muss schon sein!“

 

Er legt dem den Arm um meine Schulter und stellt den Mäher aus

Ich bin verwirrt, doch ich lasse es geschehen.

Und er entführt mich in sein äußerst teures biedres Campinghaus,

schon im Hineingehen wollen mir die Augen übergehen.

 

Eine Schar von ca. 100 Gartenzwergen säumt den Weg,

Sauber aufgestellt, der Größe nach sortiert.

Die Werder Bremen Flagge, die schief unter der Deutschlandfahne weht

wird im Hineingehen von Herrn Dr. korrigiert.

 

Die Bierkrugsammlung, ganz in Zinn, prangt auf dem Eichenschrank,

Frau Doktor häkelt im Bügelfaltenrock,

Der Wackeldackel nickt im Fenster, das Jägerhütchen an der Wand,

Das Interieur von Gelsenkirchenem Barock.

 

Herr Dr., der jetzt Helmut heißt, schenkt ein paar Kurze ein,

zeigt mir voller Stolz den neuen DVD

Mikrowelle, GPS und Satanlage - muß schon sein

Und die Air-Condition steuert der PC.

 

2-3-4 Bierchen später, Helmut wird sentimental,

Er fällt mir um den Hals, er lallt und lacht

„Hach, Alex, so´n Froind wie Dich gibzs nur eimaahlll...“

Oh, Schöpfer, was hast Du Dir dabei gedacht?!

 

2 weit’re Bierchen später, ich torkele nach Haus,

Stürz beim Heimgang über einen Sack Zement!

Herr Dr. baut da morgen wohl `ne Sickergrube draus,

Der Sack wird von mir kurzerhand „geklemmt“.

 

Der Plan ist wohl gereift und dann um 3, als alles pennt,

Schleich’ ich los durchs Dunkel, völlig unbemerkt,

Mit Wagenheber, Werkzeugkoffer und dem Schnellbindezement,

Pack meine Schätze aus und mache mich ans Werk...

               * * * *

              (INTRO)

Ref.: Ich hab die Taube auf der Haube…

 

...Noch 100 Meilen Asphalt, ich bin total entspannt,

Lass’ im Mondenschein die Nordsee hinter mir

Ich höre mir noch Hannes Waders „Tankerkönig“ an,

Bin unterwegs nach Süden - Richtung Cote d’Azur.

 

Die Moral von der Geschichte weiß ich selbst nicht so genau,

Ist auch egal, denn eins weiß ich um so mehr:

Wenn mir im Alltag schon so mancher Idiot den Tag versaut,

Fühl ich mich im Urlaub sicherer seither!

 

Nun wollt Ihr sicher wissen, was da lief, ich sag soviel:

´S war harte Arbeit, hab’mir das Kreuz dabei verrenkt

Aber am schwersten war die Hinterachse von Dr. Kleins Mobil

Möcht’ wetten, dass da die Alte drüber pennt.

 

Ich hab die Kiste hochgebockt, erst den Verteiler abgeklemmt

Die Radlager, die hab’ ich betoniert,

Der Einfüllstutzen wurde fix gefüllt mit dem Zement

Und dann noch die 8 Reifen abmontiert.

 

Den Schlafsack und den ganzen Rest den ließ ich gern zurück.

Es lief perfekt und ohne jeden Krach.

Die 8 Reifen von Herrn Dr. Klein, die mussten einfach mit,

Hübsch festgezurrt auf meinem Fiatdach.

 

Ich denke heute manchmal nach, ob das so richtig war

Doch Fakt ist, seither schlaf’ ich besser ein

In den 8 Reifen nistet heute noch mein bestes Hühnerpaar

Immer im Wechsel, den ... büsch´n Ordnug muß schon sein!

 

Ich hab die Taube auf der Haube, nen neuen Schlafsack unterm Arm

Und kann mich auch zu Haus’ recht gut erfahr’n

Und wenn ein Dr. Klein mal nervt - passiert ja dann und wann-

Schau ich mir im Garten meine Hühnernester an.

 

Alexander Königs, 3.Januar 2006, 23:36 - endlich fertig - nach Wochen Pause (und 2 anderen Liedern).


Inspiriert durch zahlreiche Campingurlaube mit vielen, vielen Dr. Kleins. Konkret aber: Campingurlaub 2005 in Wremen (bei Bremerhaven). Dort gab es sie dann wirklich, die“ Campingfreunde Bremen“: hübsch eingezäunt usw.! Dr. Klein lief dort auch herum, allerdings hieß er dort „Hugo“, hatte w i r k l i c h Rasenmäher und Kärcher dabei...

Allerdings brauchte ich ihn nicht in Sicherheitsgewahrsam betonieren, da er vermutlich bis zu seinem Tod eh nicht über den Wremer Deich schauen möchte.

 

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