Alexander Königs

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Songwriter and Composer

Music is magic...

Der Alte vom Berge

 

Hoch oben im Norden lebt der alte Mann über Wäldern hoch oben am Berg.

Eine Hütte aus Holz und das Dach ist aus Moos, sein Zuhause, sein Lebenswerk.

Jede Wand ist verziert, jeder Balken beschnitzt, tausend Schätze mit Liebe gewählt,

was Hände je schufen, das hat er vollbracht - und in wohl tausend Büchern erzählt.

Er spricht mit den Tieren und Pflanzen und lauscht in den Wind,

er blickt über Gipfel und Wolken und lacht wie ein Kind.

Die Alten im Dorf, die erinnern sich noch, der Verrückte ward lang’ nicht gesehen

und sie warnen die Enkel beim Einschlafen noch, niemals - in den Berg hinauf zu gehen.

 

Auf dem Berg wohnt der Wind,

bleib’ hier unten mein Kind,

halt’ dich an dieses Gebot,

denn der Alte vom Berge … ist dein sicherer Tod.

 

Der Alte vom Berge sitzt vor seiner Hütte, der Himmel im Osten wird hell.

Er lebt von all dem, was die Erde hergibt und er badet im glasklaren Quell.

Er zeichnet in Runen und spricht alte Sprachen, die heute niemand mehr versteht.

Seine Berechnungen stimmen, er kennt sie die Menschen und er weiß - wohin ihre Reise geht.

Er hütet den kostbaren Reichtum mit wissendem Blick,

er weiß, er ist anders als die im Dorf unten gestrickt.

Er kennt ihre Arglist, die tückischen Fallen, und weiß, bald ist es wieder so weit,

dann werden sie kommen, sie werden ihn holen – alles nur eine Frage der Zeit

 

Auf dem Berg wohnt der Wind,

bleib’ hier unten mein Kind,

halt’ dich an dieses Gebot,

denn der Verrückte da oben… ist sicher der Tod.

 

Ein Kind ist ertrunken im Dorfe dort unten, wo jeder den anderen kennt.

Die Sonne brennt heiß, die Erde zu trocken, die kostbare Ernte verbrennt.

Dann die Rufe im Dunkel: „Das Speicherhaus brennt!“ Flammen erhellen die Nacht.

„Das Dorf steht in Flammen, ihr Freunde erwacht!“ Der rote Hahn - sitzt auf dem Dach.

Sie fragen, ob jemand den Täter, den Mörder erkennt,

einen Beutel voll Silber für den, der den Schuldigen nennt!

Der Alte vom Berge, der brächte es fertig, so keimt in der Wut der Verdacht.

Und mit Fackeln und Knüppeln ziehen sie düster zum Berge hinauf – in finstere Nacht.

 

Auf dem Berg wohnt der Wind,

bleib’ hier unten mein Kind,

halt’ dich an dein eigenes Gebot,

der Alte vom Berg … ist sonst bald schon tot.

 

Sie finden die Hütte verlassen, doch sie soll brennen, so will es der Brauch.

Eine Fackel fliegt durch das Dunkel aufs Dach und bald schon quillt brandheißer Rauch,

die Flammen, sie fressen sich hungrig durch kunstvolle Hölzer in eiligem Lauf,

sie erreichen die Bücher und fressen dabei die Geschichte - von wohl tausend Jahren auf.

Ein Wind löscht die Fackel aus, in der Mörderhand,

im Dunkel irrt er bis zur Klamm hin und strauchelt am Rand,

und im Stürzen schreit er noch: „Lasst von dem Alten, hört, ich bin der, den ihr sucht…!“

Dann reißt sie ihn mit sich, die eiskalte Flut, seine Seele – bis in alle Zeiten verflucht.

 

Sie finden den Alten im Morgengrau’n sitzen, im ersten Licht, auf seinem Stein

und unversehrt steht hinter ihm seine Hütte. „ Ihr Brüder, das kann nicht sein…!“

Da erhebt sich der Alte mit brüchiger Stimme und spricht: „Weil ihr euch nicht kennt,

wisst ihr nicht, dass ihr schon seit 10.000 Jahren die eig’ne Geschichte – immer nur verbrennt!

So lernt ihr nichts von der Geschichte, nicht von Krieg und Blut. (seht euch um)

Ich schütze sie nur vor euch selber und ich hüte sie gut.

Ihr misstraut allem Fremden, andren Sprachen und Denkern und alledem, was ihr nicht kennt.

Und ihr lernt es nie kennen, weil ihr nur verbrennt, was anders ist als ihr - und euch fremd.

 

Doch ein Kind wird einst kommen, so steht es geschrieben, das wieder nach den alten Büchern fragt.

Und dann werde ich hier sein mit offenen Armen, denn das wird für euch – ein guter Tag!“

 

Auf dem Berg wohnt der Wind,

laufe zu ihm, mein Kind,

setz’ dich zu ihm auf den Schoß,

hör’ ihm gut zu und – lass ihn nie wieder los.

 

Alexander Königs 10., 11., und 12 Oktober 2007

 

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