Alexander Königs

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Songwriter and Composer

Music is magic...

Charisma

 

1) Ich gab mal ein Konzert, es war im Juni, letztes Jahr,

in der Kulte sonntagabends in Paderborn.

Am Montagmorgen war dann die Kritik der Presse da:

... Ich war Gut! Und ein Genuss für Aug und Ohrn.

Herr Dietmar Gröbing schrieb für die NW, die jeder kennt,

die FAZ war leider gerad’ nicht da:

Ich sei überregional bedeutend und auf der Bühne sehr präsent

und dazu hätt’ ich auch noch „Charisma“!

 

Da sitze ich verschlafen mit der Zeitung auf dem Klo,

„Ich hab Charisma, Liebling sach mal kann das sein?“

Und in mein wohliges Idyll hinein klingt’s da von irgendwo:

„Ach Schatz, jetzt bild dir doch nichts ein!

Räum lieber Deine Socken weg, die ich seit Tagen seh´

und wenn du frische anziehst, nimm mal ein gleiches Paar,

mach dich mal nützlich, weck die Kinder auf und koch schon mal Kaffee...“

- Das war´s dann auch zum Thema „Charisma“.

 

2) Das konnt´ich so nicht stehen lassen, soviel war mir klar,

ich rief Marion an, die ist immer für mich da,

die kennt sich aus mit Psychokram und all so’nem Trarra,

„Marion, ich muss reden....ich habe Charisma!“

Marion ist bestürzt und hält mir gleich mental die Hand,

das wär jetzt nicht so schlimm, würd’ ich bald sehn,

ein Stück weit habe man das bei ihr auch schon mal erkannt:

ich müsse dann wohl mal zum Zahnarzt gehen.

 

Zum Zahnarzt kriegt mich keiner, da hab’ ich wirklich Schiss,

ich rufe Manni an, der nimmt mir das nicht krumm,

denn Manni ist mein Hausarzt und mein Kumpel, wie ihr wisst

und abends hängt er eh meist bei mir rum.

Als Arzt ist ihm mein Zustand schon per se nicht einerlei,

„Ich hab Charisma Manni, ich brauch dich bald!“

„Ich komme dann nach Praxisschluss auf Hausbesuch vorbei

und stell´ uns doch schon mal ´nen Whisky kalt!“.

 

3) Als Manni abends kommt hat er 4 Flaschen Wein dabei,

- das ist Patientennähe, die gefällt,-

und nach 2 Flaschen Sauvignon war ich dann auch soweit

und hab´Manni von mei´m Charisma erzählt:

„Ich hatte kein Ahnung Manni, wo fängt man sich das ein?

Ich schwör’s, ich schlaf seit Jahren nur zu Haus,

Lass uns offen reden Manni, kann das das Ende sein?

Stell dir mal vor, meine Frau kriegt das noch raus!“

 

„Was weiß denn dieser Gröbing, was ich selbst von mir nicht weiß,

der schien mir doch ein ganz patenter Mann

und jetzt drucken diese Schweine in der Zeitung diesen Scheiß!

Außer mir geht das doch keinen etwas an!

Da schreibt man ein paar Lieder Manni, sag, wie kann das sein

und schlägt sich durch so gut man eben kann.

Als Dank dafür fängt man sich dann auch noch Charisma ein,

Ich glaub, den Gröbing zeig ich einfach an!

 

Wie meinst du das „neurotisch?“ Manni, nein, das bin ich nicht!

Ich hab nur „Charisma“ - ich spür´s hier schon ganz groß!

Als Arzt und Kumpel sag’s mir bitte ehrlich ins Gesicht:

Ich muss es wissen: wie wird’ ich’s wieder los?“

 

 

4) Mann zieht die Schuhe aus, lehnt sich entspannt zurück,

er lächelt süffisant und sagt dann: „Jaaaaaaaaaahhh -

Im Grund lieber Freund, hast du noch großes Glück gehabt:

Charisma ist so wie Malaria.

Es kommt zuweil in Schüben, zuweilen bleibt es aus,

doch wer es hat wird’s meistens nicht mehr los,

ansteckend ist es weniger - man strahlt es eher aus.

Dein Problem damit ist also gar nicht groß.

 

Jetzt hol erst mal den Whisky raus, bring vorher noch 2 Bier,

als Therapiebegleitung, mein ich bloß.

Und wenn die Flasche leer ist, lieber Freund, versprech’ ich dir

bist du den letzten Rest Charisma los“.

Man hört nur dann und wann davon, Charisma, das ist rar!“

Dann blickt er mir sehr lange ins Gesicht:

„Du darfst mir glauben, denn ich kenne dich seit Tag und Jahr-

Nein - Charisma - das hast Du wirklich nicht!“

 

5) Noch Tage später ging mir Mannis Lächeln durch den Sinn.

Ich schlug im Duden nach und siehe da:

da stand es Schwarz auf Weiß - ich bin ganz anders als ich bin!

Zumindest nicht so, wie Herr Gröbing mich doch sah.

Nach Duden ist „Charisma“ eine wirklich große Kraft,

man hat Selbstvertrauen, Prestige, ist populär,

man wird verehrt und anerkannt, weil man Vertrauen schafft

und die Massen zu begeistern fällt nicht schwer.

 

Du hast Humor, bist eloquent, zeigst immer Qualität

und Lebenssicherheit ist dein Revier,

du hast Aura und du ziehst durchs Firmament wie ein Komet

und jedes Mädel will ein Kind von dir.

Ich schaute in den Spiegel, las im Duden und verglich:

beim besten Willen harmoniert das nicht.

Der ungewaschne Kerl im Spiegel, - ja, das war wohl ich,

der aus dem Duden, der bin ich sicher nicht!

 

6) Ein Blick in mein Gesicht - ich wirkte etwas ungenau,

die Hose offen, T-Shirt ist auf links,

und wirklich ist der eine Socken schwarz, der and’re Grau,

weil ich den verdammten zweiten schwarzen nicht mehr find’.

So kenn mich die Kumpels, so, wie ihr mich gar nicht kennt,

mal planlos, mal verwirrt und oft zerstreut

begeistern tu ich selten und bin meist gar nicht eloquent

und einen Whisky mehr hab ich noch nie gescheut!

 

Sie kennen mich gemein und fies und richtig ungehemmt,

sie kennen mich betrunken auf dem Klo,

sie kennen Seiten von mir, die ihr alle hier nicht kennt

und glaubt es mir das ist auch besser so!

 

Charisma hat man nicht für Stunden und dann wieder nicht,

ich bin kein Typ dafür, wie ich nun weis

Wer so was von mir schreibt, bin ich mir sicher, der weiß nicht

dass ich mir vorm Auftritt immer in die Hosen scheiß.

 

Nun weiß ich’s, ich bin kerngesund, ansteckend bin ich nicht

also fängt sich bei mir keiner etwas ein.

Aber gebt mir ´ne Gitarre und vielleicht noch etwas Licht

und dann - nur dann - möchte ich wirklich gern’ ansteckend sein!

 

Alexander Königs Russillon/Tossa, 20.7.2007

 

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